Die Piefke-Saga

[ Die Personen ]

APRIL
HOTEL ALPENFRIEDEN / WOHNZIMMER DER PRIVATWOHNUNG

Das Wohnzimmer ist rustikal eingerichtet, alles in teurem Holz. An den Wänden Jagdtrophäen und ein Gewehrschrank. Im Fernsehen läuft die Fuchsberger-Sendung. Vor dem Fernseher sitzt Christl, die Frau des Bürgermeisters, raucht Marlboro, hat eine Batterie von zum Teil schon geleerten Underberg-Fläschchen vor sich auf einem Tisch stehen. An einem Tisch mit Eckbank, unter einer rustikalen Lampe, sitzen der Bürgermeister und Hotelier Franz Wechselberger, der Fremdenverkehrsobmann Max Niederwieser, der erste Gendarm (in Uniform) und der Pfarrer. Sie trinken Bier, der Pfarrer raucht filterlose Zigaretten, Franz raucht "Hobby", Max raucht Pfeife. Sie schauen hin und wieder zum Fernseher

MAX: Oh mei, oh mei! Jetzt hoaßt's aufpassen!

Max legt eine Karte in die Mitte zu den anderen, der Gendarm wirft triumphierend seine dazu, nimmt den "Stich" an sich.

FRANZ: Scheißdreck!

Der Gendarm grinst, spielt aus. Bei der Tür kommt Stefan herein.

STEFAN: I bin jetzt dahin!

FRANZ: Was? Wohin denn?

STEFAN: L. A.!

FRANZ: Was?

STEFAN: Los Angeles!

FRANZ: Was tuast denn dort?

STEFAN: Ja, Urlaub mach i! Pfiat enk! Anfang Juni bin i wieder da!

Stefan geht hinaus, Christl schaut ihm nach, nimmt eine Underberg Flasche, schaut unzufrieden. Franz blickt auf die Karten in die Mitte des Tisches, legt eine dazu.

MAX: Geh, Franz, was tuast denn?

Max legt resigniert seine Karte dazu, der Pfarrer grinsend ebenfalls.

PFARRER: So, hamma euch wieder! (Sammelt alle Karten ein) Also, no a Bummerl für euch!

Der Pfarrer macht einen Strich auf einem Zettel.

FRANZ: Herrschafszeiten!

Anna kommt mit vier Bierflaschen auf einem Tablett herein. Sie trägt einen weißen Kleiderschurz. In der Zwischensaison ist Anna Hausmädchen, sonst Kellnerin im Hotel des Bürgermeisters. Sie stellt die Bierflaschen auf den Tisch, schenkt den Männern nach.

PFARRER: Dankeschön, Anna!

MAX: Du spielst ja wirklich saumäßig, Franz!

FRANZ: Is ja kein Wunder, den ganzen Winter bin i nit zum Kartenspielen kommen! (Zum Pfarrer:) Wieviel samma euch denn schon schuldig?

PFARRER: 7000 Schilling!

FRANZ: Siebentausend! No, wenn des so weiter geht, kann i mir den Urlaub nimmer leisten!

ERSTER GENDARM: Geh, Bürgermeister! Bei der Saison!

Anna geht wieder hinaus.

FRANZ: Jaja! Bei dir kaufen s' die Wurstsemmeln, die sie in meine Zimmer dann fressen!

ERSTER GENDARM: (grinsend) Bei mir kaufen sie gar nix! Die Metzgerei gehört meiner Frau!

FRANZ: Jaja! Du Hundling!

MAX: (lehnt sich zurück) Mei, is des fein, so ohne Fremde! Kommt ma endlich amol zu was!

FRANZ: Ja, is eh wahr!

MAX: I versteh nit, warum du in die Karibik fliagst! Da triffst ja wieder die Piefke!

FRANZ: I will ja eh koan Urlaub! Brauch i doch nit! Gibt doch nix blöders wia Urlaub! Aber i hab's meiner Alten versprochn! (Zur Frau.) Was, Christl?

CHRISTL: Ja, Zeit wird's! Seit zehn Jahr versprichst mir schon, da&szxlig ma endlich amal gemeinsam auf Urlaub fahren!

PFARRER: Ja, was is jetzt? Mach ma no a Spiel? Die Kirchn braucht a neus Dach!

ERSTER GENDARM: (lachend) Und mei Frau braucht an neuen Hot-Dog-Stand!

FRANZ: Du mit deine Würstlstandl! Das ganze Geschäft ruinierst uns! Aber des sag i dir: mit dem neuen Selbstbedienungsrestaurant werd nix!

ERSTER GENDARM: Was?

PFARRER: (zu Franz) Du willst ja auch a neus Hotel bauen, obwohl mir koans mehr brauchen!

FRANZ: Brauchen! Wer redt denn von brauchen? I muaß investieren, sonst frißt mi die Steuer!

MAX: (nimmt die Karten) Geh, hörts jetzt auf! Jetzt spiel ma Karten!

Max beginnt die Karten zu mischen.

STRASSE IN LAHNENBERG UND WOHNHAUS. - Stefan braust mit seinem BMW an einem modernen Gemeindebau vorbei. Aus allen Fenstern Blaulicht von Fernsehern.

Die Fuchsberger-Sendung

Mit einer Ausnahme: In der Garçonniere des Lehrers Hans Wechselberger läuft kein Fernseher.

Garçonniere Hans Wechselberger

LAHNENBERG. HOTEL ALPENFRIEDEN / WOHNZIMMER. Die vier Männer halten ihre Karten in den Handen und starren zum Fernseher. Christl schaut empört zu Franz, dieser und Max schauen entsetzt. Im Fernseher noch immer Applaus.

FRANZ: (fassungslos) Das derf ja nit wahr sein! Das derf ja nit wahr sein!

Die Fuchsberger-Sendung

CHRISTL: Jetzt reicht's aber dann! Spinnen die?

FRANZ: Der ghört ja derschlagen, der Fuchsberger! (Richtung Fernseher.) Hor endlich auf, du Trottel!

Villa Sattmann

Franz steht bei Christl und schaltet mit der Fernbedienung den Fernseher aus. Pfarrer, Max und erster Gendarm am Ecktisch. Die Karten liegen vor ihnen, sie spielen nicht mehr.

FRANZ: So eine Sauerei! Da schauen Millionen von Deutschen zu bei der Sendung!

MAX: Bis ma des wieder ausbügelt haben - des kost was!

Das Telefon Iäutet, Franz geht hin.

FRANZ:Scheiß-Fernsehen! (Hebt ab.) Wechselberger!

Telefongespräch Berlin - Lahnenberg

Franz zuckt zusammen, legt den Hörer auf, die anderen schauen ihn fragend an.

FRANZ:Karl-Friedrich Sattmann und Vater! Stammgäste!

CHRISTL:Oh, mei, des a no! De zwoa hab i eh scho gfressen!

FRANZ:(zu den Männern) Also, mitn Kartnspielen is heut nix mehr! I muaß sofort was unternehmen!

Telefongespräch Lahnenberg - Wien

Franz legt auf, zündet sich eine Zigarette an, trinkt vom Bier, schaut Christl an.

FRANZ: Christl, es tuat ma leid, du muaßt allein fliagn!

Christl schaut ihn an, bricht pötzlich in Tränen aus.

FRANZ: Geh, Christl, es nutzt ja nix! I kann jetzt nit weg!

Christl steht auf, geht hinaus. Franz und Max schauen ihr nach.

FRANZ:Des is a Gfrett mit die Weiber! (Zu Max) Also: als erstes ergeht ein Rundschreiben an alle Stammgäste! Des is deine Aufgabe als Fremdenverkehrsobmann!

Telefongespräch Hans - Manfred Hollescheck

Sommer in Lahnenberg


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Updated on Oktober 26, 1995 by editor@obs-us.com.