Electronic Mall: Banking und Shopping in globalen Netzen

Kapitel VII: Auszüge

3.3 Die Online-Dienste und das Internet: Aktuelle Entwicklungen

Ein zunehmend wichtiges Kriterium bei der Bewertung der Online-Dienste ist die Anbindung an die Internet-Dienste. Dies ist vor dem Hintergrund der zunehmenden Popularität des Internets zu sehen. Die Betreiber der Online-Dienste haben erkannt, dass die Internet-Dienste nicht ignoriert werden können und die Kunden Zugang zu diesen Diensten fordern.

Insbesondere die bereits bestehenden E-Mail-Übergänge von und zum Internet eröffnen den Kunden der Online-Dienste viele neue Möglichkeiten und erhöhen die Attraktivität erheblich. Analog zur Briefpost macht die elektronische Post nur dann wirklich Sinn, wenn möglichst viele Adressaten erreicht werden können und der Empfängerkreis nicht z.B. auf die Abonnenten eines Dienstes beschränkt sind. Ohne dass zwischen den einzelnen Diensten direkte E-Mail-Übergänge existieren, können mit Hilfe der Verbindungen zum Internet E-Mails ausgetauscht werden. Das Internet hat in diesem Zusammenhang eine Backbone-Funktion.

Allerdings stellt sich aus Nutzersicht zunehmend die Frage, welchen Mehrwert die Online-Dienste dem Nutzer gegenüber einem direkten Zugang zum Internet bieten. Deshalb versuchen die Betreiber der Online-Dienste durch die Kombination vorhandener eigener Strukturen mit den Ressourcen des Internets den Kunden eine neue Qualität von Serviceleistungen bieten zu können. America Online versteht sich in diesem Zusammenhang z.B. als Anbieter eines "hybriden Dienstes", welcher den Kunden Internet-Dienste in Verbindung mit den traditionellen Angeboten von America Onlineanbietet [AOL 94, S. 3f.].

Die zunehmende Popularität der Internet-Dienste bietet zwar den Nutzern eine fast unendliche Menge an Informationsquellen, aber gerade die Informationsflut stellt die Nutzer vor das Problem der effizienten Selektion. Gleichzeitig wird es aufgrund der zunehmenden Vernetzung der Dienste untereinander und mit dem Internet für die klassischen Online-Dienste immer schwieriger, sich allein durch Inhalte voneinander zu differenzieren. Dies ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass Anbieter von Informationen (Content Providers) heute immer weniger bereit sind, exklusiv mit einem Dienst zusammenarbeiten, sondern i.d.R. auch immer (und z.T. ausschliesslich) auf dem globalen und offenen Internet präsent sind. Davon unberührt bleiben spezialisierte und exklusive Nischenangebote, welche die einzelnen Dienste auch in Zukunft anbieten werden.

Nach und nach passen aus den genannten Gründen die Online-Dienste ihre eigene Strategie an die sich wandelnden Bedingungen an.

Im Rahmen der Neuorientierung agieren die Online-Dienste zunehmend als Anbieter für den Zugriff auf Informationen (Providing Access to Information anstelle Providing Information). Das Internet dient dabei als wichtige Ressource für die benötigten Informationen. Die Online-Dienste verstehen sich als Auffahrten (on-ramps) zum Information Superhighway. Durch die folgenden Massnahmen wollen die Online-Dienste ihre erreichte Marktposition verteidigen und sogar ausbauen [Kantor 94], [AOL 94]:

Dazu kommt die vorhandene, administrative Infrastruktur, die bereits heute in der Lage ist, mehrere Millionen Kunden hinsichtlich Betreuung, Abrechnung, etc. zu verwalten.

Seit 1994 entwickeln die Betreiber insbesondere der drei grossen Online-Dienste starke Aktivitäten, um auch im Internet präsent zu sein bzw. ihren Kunden Internet-Dienste anbieten zu können. Die Internet-bezogenen Aktivitäten der Online-Dienste, wie sie bereits existieren bzw. spätestens 1995 realisiert sein sollen, können wie folgt zusammengefasst werden:

Alle der drei grossen amerikanischen Online-Dienste treiben diese Entwicklungen voran, indem sie eigene Internet-Unternehmenseinheiten gründen und darüber hinaus durch den Aufkauf bereits etablierter Unternehmen oder das Eingehen strategischer Allianzen das Internet Know How zusätzlich verstärken.

Die Tendenz der Öffnung hin zum Internet gilt in gleichem Masse auch für die kleineren Dienste, die hier nicht weiter aufgeführt werden.

Zukünftig wird die Differenzierung und damit der Wettbewerb zwischen den Diensten nicht mehr vorwiegend über das Informationsangebot des einzelnen Dienstes, sondern vielmehr über den benutzer- und problemadäquaten Zugriff auf die global verfügbaren Informationsangebote stattfinden. Gegenwärtig ist allerdings nicht abzusehen, wie der hochdynamische Wettbewerb zwischen den Internet-Diensten einerseits und den Online-Diensten andererseits ausgehen wird. Es ist auch noch nicht abzusehen, ob die Kunden den z.T. eingeschränkten Zugang zu Internetressourcen akzeptieren.

Zusätzlich verschärft wird dieser Wettbewerb durch neue Wettbewerber wie den klassischen Telefongesellschaften, z.B. MCI Web Site, AT&T oder British Telecom (BT), die ebenfalls in den Markt der konsumentenorientierten Telematikanwendungen drängen.

Am Horizont zeichnet sich eine weitere Entwicklung in diesem Zusammenhang ab, die sogenannten smart networks. Kern dieser neuen Generation von Netzwerken sind intelligente Agenten (vgl. Kap. II, 2.3), welche die herkömmlichen Netze, die heute lediglich als Transportmedien dienen, mit Intelligenz versehen sollen nach dem Motto "The Network is the Computer" [Reinhardt 94]. Ziel ist es ausserdem, zur Realisierung der Vision des orts- und zeitunabhängigen Zugriffs auf Informationen die Anwendungen jederzeit auf unterschiedlichen Endgeräteplattformen (z.B. PC, TV, PDA, Screen-Phone) verfügbar zu machen.


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Aktualisiert am 16. Februar 1996; Kommentare an emall@obs-us.com.